150 Jahre freiwillige Feuerwehr Schwabmünchen
Die Freiwillige Feuerwehr Schwabmünchens feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum. In dieser Zeit hat sich viel entwickelt und heute umfassen die Feuerwehr und ihr Förderverein über 300 Mitglieder. Doch wie hat alles angefangen?
Stefan Missenhardt, selbst seit 1999 bei der Freiwilligen Feuerwehr und seit 2018 Kommandant, hat sich schon immer für die Feuerwehr begeistert. Viele Leute, die zusammen etwas erreichen und dann natürlich auch die großen roten Autos. „Irgendwie ist das doch der Traum von jedem kleinen Jungen.“, lacht er.
Die Zeit bis 1945
Schon vor 150 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr in Schwabmünchen gegründet und hatte bis 1945 zwei Standorte: einen für den nördlichen und einen für den südlichen Bereich der Stadt. Damals wurde noch mit Handdruckspritzen gelöscht, die von Pferden gezogen und an der Einsatzstelle erst einmal umgebaut werden mussten. 4 Leute konnten hier mitfahren. Die Einsatzkleidung bewahrten die Feuerwehrmänner zuhause auf. Alarmiert wurde man über Signaltrompeten und die Kirchenglocken. Eine der damaligen Spritzen wurde im Krieg bei einem Bombenangriff zerstört. Die andere wurde aufwendig restauriert und ist heute im Besitz des Feuerwehr-Fördervereins.
1945-1983
Schon während des zweiten Weltkrieges standen einige Geräte der Feuerwehr in einem Gerätehaus im alten Bauhof in der Jahnstraße. Nach dem Bombenangriff wurden alle Geräte dort zusammen untergebracht. Als es dann an Platz fehlte, wurde am Schrannenplatz ein Feuerwehrgerätehaus eingerichtet und ab 1977 hatte die Feuerwehr dann sogar drei Standorte. Da schnell klar war, dass die vorhandenen Gerätehäuser nicht mehr ausreichten, wurde ein zeitgemäßes Haus geplant. Doch bis dieses gebaut war, mussten sich die Feuerwehrmänner gut organisieren. So musste z.B. von Vornherein genau geplant werden, wer bei Alarm zu welchem Standort kommen sollte.
Das heutige Feuerwehrhaus
Im Jahr 1983 konnte dann endlich in das Haus an der Riedstraße eingezogen werden. Hier war genug Platz für alle Gerätschaften. Außerdem gab es einen Funk- und Kommandoraum, eine Kleiderkammer, einen Aufenthaltsraum, einen Unterrichtsraum und Sanitärräume, sodass die Feuerwehr von nun an nur noch einen Standort hatte. Aufgrund steigender Mitgliederanzahlen und der immer wachsenden Ausstattung wurde das Haus heute immer wieder erweitert und ausgebaut.
Meilensteine
In den 150 Jahren ist eine Menge passiert und die Feuerwehr entwickelt sich immer weiter. „Das macht es hier so besonders! Durch die ständige Veränderung, sowohl technisch als auch gesellschaftlich, wird es nie langweilig.“, meint Stefan Missenhardt. Die erste motorbetriebene Feuerlöschpumpe kam 1942 per Eisenbahnfracht nach Schwabmünchen.
Den ersten selbstfahrenden Feuerwehrwagen gab es erst ab 1947. Bis zu diesem Zeitpunkt kamen die Feuerwehrmänner noch zu Fuß oder mit den Pferdespritzen zum Einsatz. Dieses Fahrzeug war auch das Erste mit Wassertank, sodass man an der Brandstelle nicht erst eine Wasserversorgung aufbauen musste. Dadurch, dass die Freiwillige Feuerwehr Schwabmünchen eine der Ersten war, die motorisierte Fahrzeuge besaß, fuhr sie oft auf Einsätze weit über die Stadtgrenze hinaus, teilweise bis nach Krumbach oder Königsbrunn. Bis 1972 bekamen die Feuerwehrmänner nur durch die Sirenen in der Stadt mit, dass sie gebraucht wurden. Ab diesem Jahr gab es dann die ersten Funkmeldeempfänger zur stillen Alarmierung. Seit 1987 gibt es regelmäßig Lehrgänge zur Grund- oder Weiterbildung der aktiven Mitglieder. Als 1993 ein PKW in eine Pilgergruppe rast, wurde eine Notfallseelsorge aufgebaut. Im selben Jahr wurde dann die Jugendfeuerwehr gegründet, welche mittlerweile fast 40 Mitglieder von 12 bis 18 Jahren hat und letztes Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum feierte. Im Jahr 2002, also nach 133 Jahren, wurde die erste Frau in der Feuerwehr aufgenommen. Außerdem gibt es stetig neue technische Verbesserungen.
Die Schutzkleidung früher
In den frühen Jahren beschränkte sich die Schutzausrüstung der Feuerwehr Schwabmünchens auf Filzjacken, Ledergurte und einen Messinghelm. Hosen und Schuhe kamen lange Zeit aus dem privaten Bestand. Heutzutage kann man sich das gar nicht mehr vorstellen, da in Bayern im Jahr 2000 eine Bekleidungslinie für die entsprechenden Schutzanzüge eingeführt wurde. Ohne geprüfte Schutzkleidung rückt heute kein Feuerwehrmann mehr aus. Die Feuerwehr Schwabmünchen hat aktuell über 22 Bekleidungsvarianten für alle Arten von Einsätzen.
Mitglied werden
Heute kann im Prinzip jeder Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr werden. Es kann jederzeit beigetreten werden. Wann immer jemand im Feuerwehrhaus ist, stehen die Türen für Interessenten offen. Dann darf man sich eine der Übungen ansehen und falls man Gefallen daran findet, bekommt man ein persönliches Gespräch mit dem Kommandanten. Dieser entscheidet dann über den Beitritt. Man braucht auch keine besonderen Anforderungen zu erfüllen, denn die Feuerwehrmänner und -frauen haben alle mal bei null angefangen. Hier geht es darum, engagiert zu sein und Freude an dem zu haben, was man tut. Die Übungen finden dann alle zwei bis drei Wochen statt, doch je höher die Qualifikation, desto häufiger sind die Übungen. Sie dauern meist rund zwei Stunden, finden in der Regel an Wochentagen abends statt und sind sehr
vielfältig. Es werden realitätsnahe Einsatzszenarien geübt oder das Wissen über Gerätschaften und Fahrzeuge gefestigt. Durch die Jugendfeuerwehr ist es möglich, mit 12 Jahren Mitglied zu werden und ab 18 darf man dann uneingeschränkt auf Einsätze mitfahren. 65 Jahre ist die Altersobergrenze. Aber auch danach kann man sich noch im Feuerwehrförderverein weiter einbringen. Hier kann auch jeder als förderndes Mitglied beitreten und die Feuerwehr unterstützen, ohne selbst zu Einsätzen auszurücken.
Was passiert beim Alarm?
Wenn die Freiwillige Feuerwehr Schwabmünchen alarmiert wird, begeben sich die alarmierten Feuerwehrleute zum Feuerwehrhaus. Egal, ob sie gerade am Arbeiten sind, privaten Tätigkeiten nachgehen oder es nachts ist und sie aus dem Schlaf gerissen werden. Im Feuerwehrhaus angekommen ziehen sie ihre Schutzanzüge an und werden durch die Lautsprecher über die Alarmdurchsage der Leitstelle informiert. Den Führungskräften wird auf einem Display angezeigt, welche Fahrzeuge benötigt werden. Sie planen auch, wer die Führung welches Einsatzes übernimmt. Durch gute Organisation und Vorbereitung sind meist vom Notruf bis zum Eintreffen der Feuerwehr am Einsatzort erst sieben bis acht Minuten vergangen.
Die Einsätze
Weniger als 200 Einsätze im Jahr hat die Freiwillige Feuerwehr eigentlich nie. Hierzu zählen Einsätze jeder erdenklichen Art: Brände, Verkehrsunfälle, technische Hilfeleistungen, Wasser- und Eisrettungen, Personen- und Tierrettungen, Unwettereinsätze, Gefahrengut- und Ölschutzeinsätze, Hochwasserhilfe und Sicherungsdienste. Warnung der Bevölkerung und die Brandschutzerziehung sind ebenfalls ein Teil davon. Diese Einsätze müssen sorgfältig geplant werden. Bei 150 aktiven
Mitgliedern werden nicht bei jedem Einsatz alle Feuerwehrleute alarmiert, da diese in den
meisten Fällen zu viele wären. Prinzipiell ist jeder Feuerwehrangehörige immer im Dienst. Natürlich ist nicht jeder immer verfügbar, dies ist in der Planung schon mit einberechnet, sodass immer mehr Personal alarmiert wird, als eigentlich benötigt und in 99 Prozent der Fälle ausreichend Kräfte antreten, um auszurücken. "Am meisten bleiben die komplizierten Einsätze in Erinnerung. Die, bei denen man gefordert wird und bei manchmal jede Sekunde zählt.“, meint Stefan Missenhardt. „Unsere Feuerwehr hat auch wochentags keine Probleme schnell mit genügend und qualifiziertem Personal auszurücken. Das ist heute nichtmehr selbstverständlich und ein großes Stück Sicherheit für die Menschen und Betriebe in und um Schwabmünchen“, erklärt er. Im Allgemeinen sind die Arbeitgeber in Schwabmünchen immer bereit, ihre Mitarbeiter bei einem Einsatz gehen zu lassen.
Es gibt auch kuriose Einsätze. „Letztes Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir mit der Drehleiter eine Kuh aus der Wertach gerettet. Sie war am Vortag aus dem Stall ausgebüxt und auf der Flucht in den kalten Fluss gestürzt. Wir kamen gerade noch rechtzeitig. Die Kuh war am Ende ihrer Kräfte und konnte sich nur noch mit Mühe über Wasser halten.“
Etwas ganz Besonderes
Die Schwabmünchner Feuerwehr steht heute für motiviertes Personal, gute technische Ausstattung, eine hervorragende Jugendarbeit und einen professionellen Ausbildungsstand. Darauf ist Kommandant Stefan Missenhardt stolz. „Man arbeitet mit 150 Menschen jeden Alters zusammen und lernt den Umgang mit verschiedensten Persönlichkeiten. Man muss auch immer mit der Zeit gehen. Gerade entwickeln wir aufgrund der Klimaveränderungen ein Konzept für Wald- und Flächenbrände.“
Auf die Frage, was denn die Arbeit bei der Feuerwehr so besonders macht, kommt der Kommandant ins Schwärmen: „Man lernt hier nie aus und wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Außerdem macht man das hier nicht für sich, sondern um anderen zu helfen und das bringt wirklich Erfüllung.“