Schwabmünchen
Rentnerin wird durch Zufall zur Retterin
Ein Mann liegt verletzt vor der Haustür. Warum die Feuerwehr zuerst vor Ort ist Von Christian Kruppe
Eigentlich läuft es immer gleich ab, wenn Gertraud S. vom Einkaufen nach Hause kommt. Sie stellt ihr Fahrrad vor der Haustüre ab und bringt die Einkäufe ins Haus. Anschließend schiebt sie ihr Radl hinters Haus und nimmt dann die Terrassentür, um ins Haus zu kommen. Doch am Mittwochvormittag machte sie das nicht. Anders als sonst ging sie nicht hintenrum. „Ich weiß nicht warum, aber ich ging nach vorn und wollte durch die Vordertüre rein,“ erzählt die 79-Jährige. Diese Eingebung erwies sich als glücklicher Umstand für ihren Nachbarn. „Schon als ich kam, hörte ich jemanden „Hallo“ rufen,“ erzählt die Rentnerin. „Aber ich dachte, es käme aus der anderen Straße. Zudem klang es ganz normal.“ Doch als sie vor der Haustüre stand, hörte sie erneut jemanden rufen. „Das klang dann aber nicht normal, fast schon jammernd,“ berichtet die Seniorin. Sie folgte der Richtung des Rufes. Wenige Schritte später erstarrte sie vor Schreck. Ihr Nachbar lag, sichtlich benommen, direkt vor seiner Haustür, von der Straße aus kaum sichtbar. Schnell eilte sie zu ihm. Der Nachbar, ebenfalls Rentner, klagte über Schmerzen in der Brust.
Sofort alarmierte Gertraud S. den Rettungsdienst. Anschließend kümmerte sie sich, zusammen mit ihrem zufällig anwesenden Enkel um den Verletzten. Dieser erzählte, dass ihm beim Verlassen des Hauses schwindlig geworden sei. An mehr konnte er sich nicht mehr erinnern. Mit zwei weiteren herbeigerufenen Nachbarn kümmerte sich die Rentnerin um den Verletzten, bis die alarmierten Helfer eintrafen.
Zur Verwunderung von Gertraud S. kam jedoch kein Krankenwagen, sondern die Feuerwehr. „Ich dachte zuerst, dass ich beim Notruf etwas falsch gemacht habe,“ erzählt die Retterin. Doch das war nicht der Fall. Stefan Missenhardt von der Schwabmünchner Feuerwehr erklärt: „Die Freiwillige Feuerwehr Schwabmünchen hat ein Voraus-Sanitätsteam, das ausrückt, wenn Krankenwagen und Notarzt im Einsatz sind.“ Das Team besteht aus 20 Rettungsassistenten oder- sanitätern, die ehrenamtlich bereit stehen. Die Feuerwehrmänner übernahmen die Erstversorgung des Verletzten, bis der Krankenwagen und wenig später der Rettungshubschrauber eintrafen und ihn ins Zentralklinikum brachten. Am Ende dürfte die Sache glimpflich ausgegangen sein. Der Grund für den Sturz des Rentners ist noch unklar, die Folge sind „nur“ gebrochene Rippen.
Für Gertraud S. ist ihre Tat nichts Besonderes. „Man muss doch füreinander da sein. Das ist doch das Wichtigste. Vor allem in der Nachbarschaft.“