Schwabmünchen
So bereitet sich Schwabmünchens Feuerwehr auf Chemieunfälle vor
Wie Marsmenschen wirken Schwabmünchens Feuerwehrleute in ihren Spezialaufzügen. Wie die Chemieschutz-Übung abläuft. Von Christian Kruppe
Das Szenario wirkt schrecklich. Ein Kleintransporter steht an der Wand, zwei Personen liegen mit einem großen Behälter dahinter. Auf der Ladefläche ist ein weiterer großer Behälter mit einer Flüssigkeit zu sehen, dazu einige Kanister und Säcke. Dabei sticht eines ins Auge: Aufkleber, unter anderem mit Totenköpfen, die vor gefährlichen Chemikalien warnen.
Doch zum Glück ist dies nur der Aufbau für eine Feuerwehrübung. Dabei legten neun Schwabmünchner Feuerwehrmänner die Prüfung zur Chemieschutz-Ausbildung ab. Somit verfügen 60 der 80 Atemschutzträger in Schwabmünchen über diese Spezialausbildung.
Industriebetriebe vor Ort machen Spezialkräfte nötig
Eine Zahl, auf die Kommandant Hubert Prechtl stolz ist. „Im südlichen Landkreis gibt es nur in Fischach und bei zwei Werksfeuerwehren in Bobingen und Schwabmünchen eine kleine Anzahl von Feuerwehrmännern mit dieser Ausbildung“, sagt er. Benötigt werden sie wegen einiger Industriebetriebe vor Ort.
Bei der Übung stellen nun vor allem die neu Ausgebildeten ihr Können auch in der Praxis unter Beweis. Zuerst kommen zwei Retter mit normalen Atemschutz zum Einsatz und bergen die Verletzten, teilen dann der Einsatzleitung die genaue Kennzeichnung der Chemikalien mit.
Schutzzone darf nur mit Schutzausrüstung betreten werden
Währenddessen wird eine Schutzzone eingerichtet. Diese darf nur noch mit Chemieschutzausrüstung, die über dem Atemschutz getragen wird, betreten werden. Darin stehen schon zwei weitere Männer bereit. Sie sehen in ihren dicken grünen Anzügen ein wenig wie Marsmenschen aus. Beinahe behäbig wirkt es, wenn sie zum Unfallfahrzeug gehen. Sie verschaffen sich einen Überblick, kontrollieren, ob einer der Behälter beschädigt ist und etwas ausläuft. Im Hintergrund bereiten ihre Kollegen Werkzeuge vor. Die Flüssigkeiten in den Behältern werden umgepumpt, die Kanister und Säcke sollen geborgen werden. Zwei weitere „Marsmenschen“ sind inzwischen fertig, unterstützen ihre Kollegen.
Länger als 20 Minuten geht nicht
Am Ende bergen sechs Mann in den schweren Anzügen die gefährliche Ladung. Den Gefahrenbereich können sie nicht einfach so verlassen. Das geht nur über eine Dekontaminationsstrecke. Dort werden sie gründlich abgewaschen. Beim Ausziehen der Anzüge helfen weitere Kameraden. „Es gilt zu vermeiden, dass irgendwer mit Gefahrstoffen in Berührung kommt oder diese aus dem Sicherheitsbereich kommen“, erklärt Prechtl.
Das Arbeiten in den schweren Schutzanzügen ist nicht leicht. Daher wird jeder Trupp nur zwanzig Minuten lang eingesetzt. Mehr geht nicht. „So können wir im Ernstfall eine Stunde lang für Hilfe sorgen. Würde es länger dauern, kommt die Berufsfeuerwehr“, so Prechtl.