Schwabmünchen
Übung in einem Horrorszenario
Feuerwehr und Rettungsdienste proben ihre Fähigkeiten an einem verunglückten Bus. Warum das für die Region wichtig ist
Von Christian Kruppe
Dass Bus und Pkw in einer Ecke des Areals der Freiwilligen Feuerwehr Schwabmünchen stehen, mindert das Horrorszenario nur wenig. Die „Unfallopfer“ wirken realistisch, sind fachmännisch geschminkt. Im Gesicht eines Mädchens steckt eine große Glasscherbe, einem Jungen fehlt ein Auge, einem anderen steckt ein Teil einer Haltestange zwischen den Rippen. Wohin die ersten Helfer auch blicken, sie sehen Blut, gebrochene Knochen und bewusstlose Menschen. Als die ersten „Opfer“ die Retter bemerken, werden ihre Schreie lauter. „Helft mir!“ ruft einer, „Es tut so weh!“ ein anderer.
Doch die beiden Rettungssanitäter der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), die zuerst am Unfallort eingetroffen sind, fangen nicht auf’s Geratewohl an zu helfen. Sie verschaffen sich erst einen Überblick. Erst als wenig später weitere Einsätzkräfte zu ihnen stoßen, werden die ersten Opfer betreut. Kurz nach dem Rettungsdienst fahren die ersten Fahrzeuge der Feuerwehr vor. Deren Einsatzleiter Stefan Missenhardt eilt zu seinem JUH-Kollegen Patrick Klotz und informiert sich über die Lage. Schnell verteilt er daraufhin die Fahrzeuge und instruiert die Gruppenführer.
Die Mitglieder der Wehr verteilen sich um die Unfallfahrzeuge. Zügig, aber ohne Hektik, bereiten sie die notwendigen Rettungsgeräte vor. Dann geht es schnell.
Weitere Helfer der Johanniter und des Roten Kreuzes treffen ein. Die gemeinsame Bergung der Verletzten beginnt. Dabei werden die Unfallopfer mit Karten gekennzeichnet, die die vermutete Schwere der Verletzung zeigt. Jugendliche, die nur kleinere Blessuren haben und noch selbst gehen können, werden von Feuerwehrmännern aus dem Bus zu einer rasch eingerichteten provisorischen Aufnahmestation gebracht und dort den Sanitätern übergeben. Andere bereiten währenddessen die Bergung der Schwerverletzten vor.
Sie stellen ein tragbares Gerüst vor dem Bus auf, damit die Feuerwehrler die Tragen mit den Opfern durch die geborstenen Scheiben nach draußen reichen können. Teile, die im Weg sind, werden mit der hydraulischen Schere beseitigt. So gelingt es den Rettern, die 20 Jugendlichen innerhalb von 39 Minuten aus den Fahrzeugen zu befreien. Gut 100 Minuten dauert es, bis alle betreut und abtransportiert sind.
Zahlen, die die beiden Einsatzleiter Stefan Missenhardt und Patrick Klotz zufrieden zur Kenntnis nehmen. „Trotz des unübersichtlichen Szenarios wurde geordnet und besonnen gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten hat reibungslos funktioniert“, lobt Missenhardt nach der Übung. Patrick Klotz ist „froh, eine solche Situation in dieser Größe unter vollem Personal- und Materialeinsatz trainieren zu dürfen“. Insgesamt sind 26 Feuerwehrleute mit fünf Fahrzeugen beteiligt, vonseiten der Johanniter 23 Mann mit sieben Fahrzeugen.
Für beide macht eine solch umfassende Übung gerade in Schwabmünchen durchaus Sinn. Ein großer Unfall etwa mit einem Schulbus liege im Bereich des Möglichen. Schließlich haben die drei Leonhard-Wagner-Schulen einen der größten Schulbusverkehre in ganz Schwaben.