Landkreis Augsburg/Schwabmünchen
Bart ab – sonst wird’s brandgefährlich
Hip ist nicht immer sicher. Bei den Vorschriften gibt es keinen Toleranzspielraum, nicht einmal einen haarkleinen. Der Kommandant der Schwabmünchner Feuerwehr erklärt die Hintergründe.
Eine Frau sagt Männerbärten den Kampf an: Wer bei der Feuerwehr Atemschutz trägt, müsse regelmäßig zum Rasierer greifen. Kreisbrandinspektorin Tanja Dittmar aus Bad Hersfeld bringt mit ihrer Botschaft die innere Contenance vieler Freunde von modischen Voll- und Dreitagesbärten durcheinander. Wie viel darf es wirklich sein? Für die Antwort muss Martin Hirschinger nicht lange überlegen. „Ein Bart geht gar nicht. Das ist absolut verboten“, sagt der Fach-Kreisbrandmeister Atemschutz. Auch modische Koteletten sind wie Drei-Tagesbärte verboten. Und Oberlippenbärte? „Die gehen“, sagt Hirschinger, der die Diskussion über die Gesichtsbehaarung nur zu gut kennt. Denn immer wieder einmal muss er sie führen, wenn die Atemschutzträger zum jährlichen Lehrgang kommen. Einen Toleranzspielraum gebe es nicht, keinen Millimeter. Da ist der Kreisbrandmeister kleinlich, haarkleinlich. Schließlich geht es bei der Vorschrift FwDV 7 „Atemschutz“ um die Sicherheit....
Ein steter, schleichender Luftverlust ...
Der Kommandant der Schwabmünchner Feuerwehr, Hubert Prechtl, erklärt die Hintergründe: „Die Atemschutzmaske ist bei Bartwuchs im Bereich des Dichtrahmens undicht. Dies führt bei Überdruck-Atemschutzgeräten, wie wir sie verwenden, regelmäßig zu einem steten, schleichenden Luftverlust.“ Und der wird gefährlich. Zum einen verringere sich die Einsatzzeit. Eventuell müsse die Rettung bei einem Wohnungsbrand mit Personensuche vorzeitig abgebrochen werden. Prechtl: „Die bei Bränden sehr zeitkritische Rettung von Personen wird dadurch erheblich verzögert.“ Ein weiterer Grund: Wird der schleichende Luftverlust vom Geräteträger nicht bemerkt, kann es zu einem Atemschutznotfall kommen. Prechtl: „Der kann wegen vorhandener giftiger Brandgase tödlich enden.“ Wie brandgefährlich eine undicht sitzende Maske sein kann, werde den Lehrgangsteilnehmern immer wieder eingebläut, sagt Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister. Einmal im Jahr müssen sie die sogenannte Atemschutzstrecke absolvieren und damit ihre Eignung beweisen.
Er ist zufrieden mit der Zahl der Freiwilligen im Landkreis, die den Atemschutz tragen dürfen: Rund 1900 sind es. Wer sich nicht von seinem Bart trennen will, kann trotzdem zur Feuerwehr. „Es gibt ja viele Aufgaben, vom Maschinisten bis zum Gruppenführer“, sagt der Kommandant der Ehinger Wehr, Andreas Obleser – ein Freund des Kinnbarts.