Schwabegg - Buch "Landkreis Schwabmünchen" (2. Auflage 1975)

Deckblatt - Buch "Landkreis Schwabmünchen"

In dem Buch "Landkreis Schwabmünchen" (2. Auflage 1975), Herausgeber Landkreis Augsburg, finden sich folgende Informationen über Schwabegg:

 

• Ort

 

Der Name des Ortes erscheint erstmals 1110, als „Wernher de Swabeiko“ in einer Urkunde genannt wird. Er gehört zu dem Adelsgeschlecht, das spätestens seit 980 die Vogtei (Schutzherrschaft) über die Augsburger Bischofskirche ausübt. Beim Aussterben der Schwabegger 1167 kam die Burg an die staufischen Könige und - nachdem sie 1208 durch den Augsburger Bischof zerstört worden war - 1268 infolge des Aussterbens der Staufer an die Herzöge von Bayern. Was damals von ihnen in Schwabegg erworben wurde, verzeichnet das Zweite Herzogsurbar um 1270: die Burg, 2 Baumgärten unterhalb der Feste, 1 Obstgarten, 1 Hofstatt, die Mühle und Wiesen, von denen man 100 Fuder Heu wegfahren konnte. (1420 ist auch das auf damals 1000 Jauchert geschätzte Burgholz als zur Feste gehörend aufgeführt.) Die Burg wird in den folgenden Jahrzehnten Mittelpunkt der sich allmählich bildenden bayerischen Herrschaft Schwabegg. Nach der Zerstörung 1372 wiederaufgebaut, wurde sie im Bayerischen Krieg 1422 erneut, wenn auch nur teilweise demoliert. Hierher schleppte der Burgmann Hartnid von Rammingen (Illerkreis) den Abt Johannes vom Donauwörther Kloster Hl. Kreuz. Hartnid war gegenüber der Stadt Donauwörth und dem Kloster verschuldet und stand im Krieg auf der Seite Herzog Ludwigs gegen die Reichsstadt. Der Abt wurde auf Ehrenwort freigelassen, dann wieder nach Schwabegg zurückgeholt, schwer misshandelt und durfte erst nach Bezahlung eines hohen Lösegeldes wieder nach Hause zurückkehren. Die Schwabegger Burg wurde nicht mehr instandgesetzt. Das Salbuch der Herrschaft Schwabegg für 1491 zählt im Dorf Schwabegg auf den Kirchensatz, den Maierhof, 4 Sölden und 3 Garten. Auch das Kloster Rottenbuch konnte später hier 1 Hof und 1 Sölde erwerben. Eine Beschreibung der Herrschaft um 1545 berichtet über den Zustand des Schlosses, es sei „zimblich groß, gedöckht, aber inwendig gar nit ausgebawet, mueß viel Hayet und Wayd haben, dann mann hält da biß ein Hundert Hauptviechs ...“ Das Gebäude wurde demnach als Schweizerei (Schwaige) genutzt.

 

Eine Gemeindeordnung, die altes Herkommen enthält, wurde um 1790 aufgezeichnet.
„Ein Dorf, nebst einer Preystatt von 34 Feuerstätten, ... wobey wenig Feldbau, hingegen viele Wiesen, Vieh und Waldung, auch Stein- und Kern-Obst sich befindet. Auf dem Berg, wo vor diesem ein Schloß gestanden, ist nunmehro ein kleines Garten-Häußlein, und werden um den Berg Weinstöcke gepflantzet, welche aber in schlechtem Bau erhalten werden. Die Bauren allhier spinnen viele Baumwollen und stricken derley Strimpfe nacher Schwabmünchingen. Die unterm Berg ligende Mahl-Mühle mit einem überschlächtigen Gang ist sehr schlecht und gehöret zu dem Dorff“ (K. 1750).

„Noch mehr sind die Bewohner Schwabecks in Anbetracht ihrer steinigen Lage wegen des Bergabhanges fortschreitender Armuth preisgegeben; es lohnt sich kaum der Mühe mit dem angestrengtesten Culturfleiß, ihre Reichnisse aufzubringen; die beste Nahrungsquelle muß ihnen die allenthalben dort ausgebreitete Kartoffel-Ernte seyn" (Z. 1845).

 

Von 1960 bis 1968 wurde die Flur bereinigt.
Im Ort befinden sich u. a. 1 Sägewerk, 1 Bank (Zweigstelle) und 2 Gaststätten.
Die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt ist ein neugotischer Bau aus dem Jahr 1872 (Architekt Max Treu, Augsburg). - Auf dem „Weinberg“ in beherrschender Lage über dem Ort erhob sich die Burg der Edelherren von Schwabegg. Zu Füßen des hohen Spitzkegels, auf dem die Hauptburg stand, finden sich Reste von Ziegelmauerwerk. - Eine zweite, wohl frühmittelalterliche Befestigungsanlage liegt ca. ein Kilometer südwestlich des Dorfes auf dem „Wannberg“.

 

• Pfarrei

 

Die Pfarrei - wahrscheinlich eine Gründung der Edelfreien von Schwabegg - bestand schon frühzeitig unter dem Patronat der Herrschaft. Seit dem Spätmittelalter wurde sie mit benachbarten Pfarreien wie Konradshofen und Klimmach zusammengelegt. 1627 wurde der Pfarrsitz nach Klimmach verlegt, 1667 der Pfarrei Konradshofen mit der Auflage zugeteilt, einen Hauskaplan zu besolden, der jeden Sonn- und Feiertag im Ort den Gottesdienst feiern sollte. 1774 nahm der Konradshofer Kaplan seinen Wohnsitz in Schwabegg. 1843 wurde der Ort Kuratie, 1876 Expositur mit allen pfarrlichen Rechten und 1947 wieder zur Pfarrei erhoben. Bis 1921 gehörte Schwabegg zum Dekanat Kirchheim und bis 1948 zum Dekanat Walkertshofen.

 

• Einwohner

 

1810 295
1840 442
1861 488
1867 497
1871 512
1880 538
1890 598
1900 542
1910 601
1919 645
1933 624
1939 640
1946 907 
1950 832
1956 717
1961 656
1970 676

 

• Landwirtschaftliche Betriebe

 

1939 102
1949 104
1960 91
1971 65

 

• Handwerker

 

1810 gab es folgende Handwerker: 1 Bäcker, 1 Branntweinbrenner, 1 Hucker (*), 1 Hufschmied, 1 Müller, 1 Sattler, 2 Schneider, 1 Schreiner, 2 Schuster, 5 Weber, 1 Wirt.

 

(*) Anmerkung: Hucker = Krämer

von AFl   | 

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